Wenn Du „Selbstliebe“ bei Google eingibst, bekommst Du fast 20 Millionen Treffer. Zitate, Checklisten, Affirmationen, Hashtags. Wir alle sind auf der Suche nach dem Patentrezept. Einmal etwas tun, und glücklich mit uns für immer sein.
Aber Selbstliebe ist kein Zustand, den man erreicht und dann abhakt. Es ist eine tägliche Entscheidung. Manchmal eine leichte. Manchmal eine verdammt schwere.
Der Mythos vom perfekten Selbstbild
Wir glauben, Selbstliebe sei etwas, das wir erreichen müssen – wenn wir nur genug an uns arbeiten.
Wenn wir gelassener wären.
Wenn die Haut straffer, der Bauch flacher oder das Haar voller wäre.
Aber so funktioniert das nicht.
Selbstliebe beginnt genau da, wo Du gerade bist.
Mit allen Unvollkommenheiten, Widersprüchen, Narben und Zweifeln.
Selbstliebe bezieht sich natürlich nicht nur auf das Äußerliche. Doch unser Selbstwertgefühl wird nicht nur durch Maßstäbe, die wir an unseren Charakter und unsere Fähigkeiten stellen, sondern zu 30 – 50 Prozent auch durch unsere äußere Erscheinung gespeist. Darum ist es alles andere als oberflächig, sich mit dem Thema Körperliebe und der eigenen Optik zu befassen.
Ich erinnere mich an eine Kundin, die nach dem Shooting sagte:
„Ich habe mich selbst auf diesen Bildern erkannt – nicht, weil ich mich perfekt fand, sondern weil ich endlich aufgehört habe, mich zu verstecken.“
Das ist Selbstliebe.
Nicht die makellose Version, sondern einfach Du.
Warum es so schwer ist, sich selbst anzunehmen
Wir leben in einer Welt, die uns ständig sagt, wie wir sein sollen.
Sei stark, aber bitte nicht zu laut.
Sei schön, aber nicht eitel.
Sei erfolgreich, aber trotzdem bescheiden.
Wir werden mit widersprüchlichen Erwartungen überschüttet – und verlieren uns dazwischen.
Viele Frauen haben gelernt, ihren Wert von außen zu definieren.
Durch Leistung, Anerkennung, Schönheit, Likes.
Und so sitzen wir irgendwann da, mit einem Leben voller unerreichbarer Ideale und wenig Platz für uns selbst.
Das Shooting als Spiegel
Egal ob ich ein Gespräch beim Einkaufen mithöre, bei einem Getting Ready einer Hochzeit dabei bin, meinen Freundinnen zuhöre oder mit einer Interessentin spreche: Wir Frauen sind oft Meisterinnen darin, uns selbst verbale Ohrfeigen zu verpassen. Uns kleinzuprügeln und niederzutrampeln. Und ich fühle jeden Schlag, jeden Tritt so intensiv, als würde er mich selbst treffen.
So viele Frauen stehen anfangs vor mir und sagen: „Ich mag mich nicht (auf Fotos).“, „Bitte kaschiere meinen Bauch, meine Oberschenkel, meine Nase, meine Falten, meine Narben …“, „Ich weiß gar nicht, was ich machen soll., ich bin zu blöd dafür.“
Doch In meinen Shootings geschieht oft etwas Magisches.
Ich sehe es in dem Moment, in dem Du in den Spiegel schaust – und die erbarmungslose Kritikerin still wird. Und Du eine andere Stimme endlich hören kannst.
Und sie flüstert: Das bin ich.
Nicht die Mutter, die Tochter, die Angestellte, die Chefin, die Ehefrau oder Partnerin.
Sondern ich. Und ich mag mich.
Selbstliebe bedeutet nicht, sich ständig schön zu finden.
Sie bedeutet, Dich mit Dir selbst zu versöhnen.
Dich mitfühlend zu betrachten.
Dich anzunehmen, auch wenn Du Dich an manchen Tagen nicht magst.
Kleine Übungen für mehr Selbstliebe im Alltag
Selbstliebe wächst nicht durch große Gesten, sondern durch kleine Momente.
Hier sind ein paar Impulse, inspiriert aus meinem Selbstliebe-Training – aber so formuliert, dass Du sie direkt ausprobieren kannst:
Ein Kompliment annehmen. Wenn Dir jemand etwas Nettes sagt, widersprich nicht. Rede es nicht klein. Sag einfach: „Danke.“ Und lächle.
Einen Körperteil feiern. Heute mag ich meine Hände. Morgen vielleicht meine Schultern. Fokussiere Dich jeden Tag auf etwas, das Du schön an Dir findest.
Ein Foto von Dir anschauen. Nicht, um Fehler zu suchen, sondern um Dich zu erinnern: „Das bin ich.“
Übungs-Impuls:
Stell Dich für einen Moment vor den Spiegel.
Schau Dir in die Augen und sag Dir einen Satz, den Du hören möchtest.
Zum Beispiel: „Ich bin genug.“
Oder: „Ich darf mich lieben, auch wenn ich mich nicht perfekt fühle.“
Mach das jeden Tag – egal, ob Du daran glaubst oder nicht.
Denn mit der Zeit beginnt Dein Gehirn, diesen Satz als Wahrheit zu erkennen. Ein kleiner Zettel am Spiegel als Gedankenstütze hilft zusätzlich.
Mein Selbstliebe-Training: Schritt für Schritt zu mehr Selbstwert
Dein täglicher Impuls für mehr Selbstliebe
Selbstliebe als Widerstand
Selbstliebe ist nicht nur privat.
Sie ist politisch.
In einer Welt, die davon lebt, dass Frauen sich kleinhalten, vergleichen und optimieren, ist es ein Akt des Widerstands, Dich selbst zu lieben.
Wenn Du Dich magst, wirst Du unabhängiger.
Du kaufst weniger, um Dich zu „verbessern“.
Du forderst Raum ein.
Du sagst Nein. Lernst Grenzen zu setzen und Dich dadurch zu schützen.
Das ist unbequem – für ein System, das davon lebt, dass Du Dich immer ein bisschen ungenügend fühlst.
Deshalb ist Selbstliebe nicht nur Balsam.
Sie ist Rebellion. Sie ist Mikrofeminismus.
Die Entscheidung, Dich zu sehen
Am Ende jedes Shootings bitte ich meine Kundinnen meist, ein letztes Mal in den Spiegel zu schauen. Manche haben Tränen in den Augen, andere lächeln. Aber fast alle sagen einen Satz, der mich immer wieder berührt:
„Ich sehe mich – und ich mag, was ich sehe.“
Und genau das wünsche ich auch Dir. Dass Du Dich wiedererkennst. Nicht irgendwann, sondern heute.
Selbstliebe ist kein Ziel, sie ist die Entscheidung, Dich jeden Tag neu anzunehmen.

