Wie oft hast Du schon gedacht:
„Ich sehe auf Fotos immer komisch aus.“
„Ich weiß gar nicht, was ich tun soll.“
Oder: „Ich bin einfach nicht fotogen.“
Ich höre das fast täglich von Frauen, die zu mir kommen. Frauen, die mitten im Leben stehen, selbstbewusst wirken – und trotzdem unsicher werden, sobald sie vor der Kamera stehen.
Aber was, wenn das gar nichts mit Dir zu tun hat, sondern mit dem Blick, der auf Dich gerichtet wird?
Der Blick, der uns formt
Wir sind es gewohnt, gesehen zu werden. Aber nicht unbedingt so, wie wir uns sehen wollen.
Von klein auf lernen wir, dass „schön“ etwas Bestimmtes bedeutet.
Dass weibliche Körper bewertet, eingeordnet, kommentiert werden dürfen.
Dass ein Foto „gelungen“ ist, wenn wir darauf gefallen – anderen.
Das ist kein Zufall.
Es ist der male gaze, der männliche Blick, der in Kunst, Werbung, Medien und auch in der Fotografie über Jahrhunderte den Maßstab gesetzt hat.
Er entscheidet, was begehrenswert, elegant, sinnlich, stark oder „zu viel“ ist.
Er hat uns gelehrt, uns selbst mit den Augen anderer zu betrachten – kritisch, wertend, distanziert.
Zu viel, zu laut, zu leise, zu alt, zu jung, zu dick, zu dünn, zu weiblich, zu burschikos … was auch immer Dein „zu“ ist, feministisch zu fotografieren bedeutet, das alles hinter Dir zu lassen. Den männlichen Blick, der zu deinem inneren kritischen Blick geworden ist, umzudrehen, ja völlig neu zu denken.
Es bedeutet, Dir Deinen eigenen Blick zurückzugeben.
Der Moment, in dem Du Dich selbst siehst
Ich erinnere mich an eine Kundin – nennen wir sie Jana.
Sie sagte gleich zu Beginn: „Ich bin kein Model. Ich mache das, um mich endlich mal anders zu sehen.“
Nach ihren Wünschen gestyled stand sie schließlich vor meiner Kamera. Am Anfang war sie nervös, lachte unsicher, versuchte „gut auszusehen“. Ich versuchte sie sanft davon abzulenken, half ihr, abzuschütteln, was sie innerlich bremste. Mit viel Lachen und freier Bewegung gelang es Jana, mit jeder Minute freier zu atmen. Sich so zu bewegen, wie sie es fühlte, nicht wie sie dachte, sein zu müssen.
Plötzlich war sie da – wirklich da.
Sie lächelte nicht mehr für jemand anderen.
Sie lächelte für sich. Sie lachte laut und hemmungslos. Es war kein zögerliches Abwarten, kein fragendes „Mache ich das auch richtig?“ mehr in ihrem Blick. Jana fing an, zu spielen, ihren Körper zu spüren, tanzte, scherzte, zog mich mit ihren Blicken in den Bann. Kurzum: Sie fühlte sich einfach völlig wohl in ihrer Haut und liebte es, mir das zu zeigen.
Später, als sie die Bilder sah, schlug sie die Hände vor den Mund:
„Was, das bin ich? So hat mich noch nie jemand fotografiert.“
Und ich antwortete: „Doch. Du hast Dich von mir so fotografieren lassen. Das bist du – und wie!“
Das ist der Kern feministischer Fotografie:
Du entscheidest, wie Du gesehen wirst. Dein Wohlbefinden ist das Wichtigste.
Weiblichkeit jenseits der Pose
Feministische Fotografie hat nichts mit „männlichen“ oder „weiblichen“ Posen zu tun. Es geht nicht darum, eine andere Form von Perfektion zu erschaffen, sondern darum, Dich von diesen Vorstellungen zu befreien.
Ich arbeite mit Frauen aller Altersgruppen, Körperformen und Lebensgeschichten. Aber jedes Shooting beginnt gleich:
Mit Zuhören.
Ich frage Dich nicht: „Wie willst Du aussehen?“ Ich frage: „Wie willst Du Dich fühlen?“, „Was möchtest Du ausdrücken?“
Wenn Du das weißt, kann ich Dich so fotografieren, dass dieses Gefühl sichtbar wird.
Das beginnt vielleicht mit einer Pose, einer Inszenierung, doch dabei bleibt es nicht.
Ein Foto als Akt der Selbstbestimmung
Ein feministisches Fotoshooting ist (k)ein Luxusprodukt. Es ist ein Moment, in dem Du Dich selbst zurückholst. Den Raum eroberst, der Dir zusteht, den Du Dir im Alltag aber oft nicht zugestehst.
Deinen Körper. Deine Geschichte. Deinen Raum.
Viele meiner Kundinnen sagen nach dem Shooting, dass sie sich anders bewegen.
Aufrechter. Selbstverständlicher. Sie haben verstanden: Das bin ich.
Ich darf gesehen werden – von mir selbst zuerst. Ich darf Raum einnehmen, schäme mich nicht für die Frau, die ich bin.
Fotografie kann ein feministischer Akt sein, wenn sie die Macht über den Blick verschiebt.
Weg vom „Wie will man mich sehen?“ hin zu „Wie will ich mich zeigen?“
Mini-Übung: Dein eigener Blick
Nimm Dir doch heute ein paar Minuten und schaue in den Spiegel. Nicht, um zu prüfen, ob alles „sitzt“, sondern, um Dich wirklich zu sehen.
Halte den Blick auf Dich gerichtet, versuche nicht wegzuschauen und frage Dich:
Welche Gedanken tauchen auf?
Welche davon gehören wirklich mir – und welche habe ich übernommen?
Wenn Du magst, nimm Dein Handy und mach ein Foto.
Nicht für Social Media. Nur für Dich.
Damit Du Dich daran erinnerst: Du hast das Recht, Dich so zu sehen, wie Du bist.
Mein Selbstliebe-Training
Deine 14-tägige Reise zurück zu Dir
Warum ich feministisch fotografiere
Weil ich selbst erlebt habe, wie es ist, im Bild anderer zu leben. Wie es ist, sich kleinzumachen, anzupassen, zu funktionieren.
Fotografie ist für mich ein Werkzeug, um Frauen sichtbar zu machen – so wie sie sich selbst sehen möchten.
Ich möchte, dass Du Dich siehst, wie Du sein möchtest. Nicht wie Du „sein solltest“.
Und wenn Du am Ende Deines Shootings sagst: „Ich erkenne mich – endlich!“ Dann weiß ich: Du hast den Blick gewechselt.

